Der Schnauzengriff - völlig ungeeignet für die Hundeerziehung

Welpe beißt und zwickt, Welpe beißt in die Leine - was tun?

 

Leider musste ich in letzter Zeit mehrmals mitansehen, wie Welpenbesitzer ihre Hunde für „Fehlverhalten“ bestraften, indem sie Ihnen mit der Hand die Schnauze zudrückten.
Das Argument, das dann IMMER angeführt wird, ist: Eine Hundemutter würde ihre Welpen genauso erziehen. So einfach ist das aber nicht. Mal abgesehen davon, dass der Welpe ganz genau weiß, dass wir weder seine Mutter noch ein Hund sind, wendet eine Hündin dieses Mittel erst nach einer ganzen Reihe anderer Kommunikationsmittel an. Sie tut dies niemals so fest, dass der Welpe Schmerzen empfindet. Immer wird der Welpe sofort wieder losgelassen, wenn er stillhält. Häufig ist das eher ein weiteres, sanftes, fast spielerisches Mittel der Interaktion zwischen beiden.
Würdest du deinem Kind schmerzhaft den Mund zudrücken, wenn es übertreibt und hüpfend durchs Wohnzimmer tobt? Ich hoffe nicht. Und wenn doch, glaubst du nicht auch, dass dein Kind in Zukunft noch unausgeglichener und nervöser wäre? Dasselbe passiert beim Welpen.

• Was also tun, wenn der Hund schnappt und beißt? Es gar nicht so weit kommen lassen!

• Sobald unser Hund im Spiel mit uns zu beißen und zwicken beginnt, ist dies schlicht ein Zeichen dafür, dass er zu aufgeregt ist. Hier mit Verständnis und am besten präventiv vorzugehen, ist die einzige Lösung: Lernt euren Welpen zu lesen und versucht das Spiel sanft ausklingen zu lassen, bevor die Stimmung kippt. Wenn er sich dann trotzdem nicht beruhigen kann, habe ich die besten Erfahrungen mit einem Laufstall gemacht. Hundi kommt da rein, kann sich mit seinen Spielsachen beschäftigen oder noch besser: mit einer kleinen Welpenkaustange und darf üben sich zu beruhigen. Ihr bleibt in der Nähe, setzt euch irgendwo hin und lest ein bisschen oder so. Ist kein Laufstall vorhanden, hilft anleinen mit Geschirr an einem Platz wo er nichts anstellen kann. Wiederum in der Nähe bleiben und Hund ignorieren bis er sich beruhigt hat. Regel: Bin ich ruhig und entspannt, kann auch mein Hund ruhig und entspannt sein.
• Genauso ist ein Hund, der beim Spaziergang in die Leine beißt, einfach überdreht. Da hilft es absolut nicht, ihm mit dem Schnauzengriff Schmerzen zuzufügen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Bello beim nächsten Spaziergang noch schneller aufgeregt ist, weil er uns nun nicht mehr einschätzen kann und nicht mehr weiß ob er uns vertrauen kann. Beißt euer Wauzel also in die Leine: stehen bleiben, tief durchatmen, Hundi ignorieren (nicht ansehen, ansprechen, anfassen) und erst weitergehen, wenn Ruhe eingekehrt ist. Solange wiederholen, bis euer Hund verstanden hat, dass das nichts bringt außer Stop and Go und den Entzug von liebevoller Aufmerksamkeit. Tipp: Das nächste Mal den Spaziergang weniger lang oder spannend gestalten.
• Für Welpen, die bei jeder Berührung schon so aufgeregt sind, dass sie zu zappeln und zu „beißen“ anfangen, habe ich hier ein perfektes Video auf dem wirklich tollen "Kikopup"-Kanal gefunden. Leider alles in Englisch, aber ich denke das ist trotzdem sehr gut verständlich. https://www.youtube.com/watch?v=3dMKR5i9iNQ&t=0s

 

Für Hunde ist der Schnauzengriff ein tätlicher Übergriff. Wenn ein Welpe nach mehrmaliger solcher Behandlung handscheu wird oder gar versucht dies zu vermeiden indem er vorher selbst zubeißt, braucht man sich nicht zu wundern. Ich würde auch zubeißen.

Was bedeutet das jetzt für uns? Für die Erziehung eines Hundes braucht es viel Geduld und noch mehr Verständnis für die Bedürfnisse/das Alter/den Entwicklungsstand/die Rassedisposition/die momentane Verfassung/die körpersprachlichen Signale etc. des Tieres. Wer den Schnauzengriff anwendet, zerstört damit die Beziehung zu seinem Hund. Er versucht den Hund lediglich über Angst vor Schmerz zu dominieren. Das kann doch keiner wollen! Und mit Erziehung hat das aber auch gar nix zu tun.


Unsere Hunde sollen unsere Hand, die sich auf sie zubewegt als etwas angenehmes und Freude versprechendes wahrnehmen. Wir füttern, streicheln, bestätigen, verwöhnen, beruhigen unsere Hunde mit unseren Händen. Wir möchten, dass sie unserer Hand folgen, die Ihnen eine Richtung oder ein Signal vorgibt. Unsere Hunde sollen sich vom Tierarzt entspannt überall anfassen lassen. Das geht nur über sanfte Erziehungsmethoden, Geduld und Vertrauen, Vertrauen, Vertrauen.

Foto: Mingyuk Cheng/Pixabay

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